Karstadt reduziert Online-Sortiment

Karstadt.de – das Ende vom Multichannel


Nun gut, erfolgreich war karstadt.de noch nie. Obwohl der Shop eigentlich recht gute Funktionalitäten aufwies, hatte es Karstadt nie geschafft online eine Relevanz zu erlangen. Weder der “normale” Warenhauskunde noch die Online-affinen Shopper haben karstadt.de offensiv genutzt. Warum nur? Die Antwort ist wie immer nicht leicht. Aber ich habe da so meine persönliche Meinung:

Karstadt hat sich (wie viele aus der “old economy”) immer schwer getan e-commerce in ihr Geschäft zu integrieren. Entsprechend halbherzig und komplex waren die Lösungen, die aufgebaut wurden. Komplex deshalb, weil die Backend-Systeme bei Karstadt über viele Jahre gewachsen und entsprechend inhomogen und veraltet, nie auf die neuen Anforderungen angepasst wurden. Warum auch? Aus Sicht des Warenhauses war der e-commerce immer nur eine kleine Spielwiese, ein “Beiboot”, was nebenher lief. Dafür investiert man nicht. Und wenn, dann nur in separate Systeme für das Front-end. So läuft es bei vielen der “old-economy”-Firmen. Die Komplexität der Alt-Systeme steigt dabei erfahrungsgemäß mindestens proportional zu deren Alter und der Größe und Vielschichtigkeit eines Sortimentes. Und da kann man sich bei einem Karstadt schon vorstellen, was man dort so zu tun hatte, wenn ein Webshop einen einfachen Zugriff auf das Sortiment, die Bestände, die Lieferungen etc. braucht.

In alteingesessenen Firmen haben neue “Beiboote” oftmals keine Chance richtig akzeptiert und groß zu werden. Wenn dann aber das ursprüngliche Geschäftsmodell in Schwierigkeiten kommt, ist guter Rat oftmals sehr teuer.

karstadt.de gibt es schon erstaunlich lange – es war kein “Spätzünder” wie so viele anderen Webshops. Allerdings war es trotzdem niemals relevant. Warum ging man zu Karstadt? Weil es dort “alles” gab. Was fand man bei karstadt.de? Nur eine kleine Untermenge des großen Sortimentes. Warum sollte ein Kunde also zu karstadt.de gehen?

Irgendwann wurde das bei Karstadt erkannt und die Devise hieß “Multichannel”. Also wurde das gesamte Sortiment online gestellt und auch noch eine online Verfügbarkeit im Laden integriert – durchaus ein nettes Feature. Aber auch das half nichts (mehr).

Karstadt krankt an vielen Stellen. Und da ist der aufwendige e-commerce mit seiner bei Karstadt komplexen Abwicklung (aufgrund der vielen alten Backend-Systeme) einfach zu teuer.

Deswegen wird jetzt kurzerhand das Rad wieder zurück gedreht und mal wieder die Multichannel-Strategie eingestellt: Laut einem Interview der „Lebensmittelzeitung“ mit Karstadts eCommerce-Leiter Klaus Haensch und einem Bericht der „Internetworld“ will der Warenhauskonzern jetzt statt des kompletten Sortimentes nur noch weniger Produkte online anbieten. Kinderspielzeug ist z.B. nicht erfolgreich genug online. Die e-commerce Mannschaft soll wohl entsprechend reduziert werden.

So wird man auf karstadt.de wohl häufiger die Meldung erhalten: “Schade – Dieses Sortiment ist online nicht verfügbar. Allerdings finden Sie dieses und andere Sortimente in unseren Filialen.” Das nennt man bei Karstadt wohl “zurückführen der Online Kunden in den Laden”.

Na dann, gute Nacht, Karstadt.de. So ein Hin und Her versteht selbst ein Karstadt Kunde nicht mehr. Und das sind ja bekanntlich immer weniger.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert